Inhalt
Bestechung und Korruption genießen eine hohe und immer noch zunehmende Prominenz. Im Rahmen von Berichterstattung und Dokumentation überwiegen jedoch moralisierende Beschreibungen. Aber warum ist das so? Verbirgt die verbale Hochrüstung möglicherweise weit reichende, aber unangenehme Erkenntnispotenziale?
Dem Autor gelingt mit Mitteln der Systemtheorie eine überzeugende begriffliche Konturierung von Bestechung und Korruption und beschreibt letztere als eine eigene Verfahrensweise, die bestehende Verfahrensweisen verhandelt. Solange Bestechung nicht verboten ist, können mit ihrer Hilfe, geschützt durch Vertraulichkeit, neue Strukturen und Medien, wie beispielsweise das Geld, die "Miete" oder die "Mieth- und Lohnarbeit", evolutionär erprobt - und dann verworfen oder als Innovationen rechtlich-politisch legitimiert werden.
Sobald jedoch Bestechung verboten wird und gleichzeitig die Probleme bestehen bleiben, an denen sie sich entzündet hatte, kommt es zur Verschränkung von Bestechung und Erpressung und in Folge davon zu korrupten Strukturen. Während Bestechung der Gesellschaft neue Formen der Übertragbarkeit von Knappheiten zur Verfügung stellt, muss Korruption, sobald Bestechung verboten wird, die Frage der Rechtmäßigkeit mit berücksichtigen: die Vertraulichkeit der Bestechung weicht der Heimlichkeit der Korruption, deren Problemlösung dann darin besteht, dass sie durch die "Verhandlung des Verfahrens" rechtmäßige Entscheidungen und unrechtmäßige Ergebnisse verschränkt und auf diese Weise der Gesellschaft Vereinbarkeiten von ansonsten Unvereinbarem zur Verfügung stellt.
Die nachfolgenden Leseproben stimmen nicht mit den Seitenzahlen des Buches überein und enthalten keine kompletten Abschnitte, sondern jeweils 2-3 Seiten.